Joerg Hutter

 

Newsletter 02 )
 Neues zum Thema auf meiner Homepage April 2004 
In dieser Ausgabe
  • Schwule Punks im Interview
  • TV zu NS-Terror gegen Homos
  • Neues zu G.'s NS-Verfolgung
  • Hitlers Kriminalisten
  • Weitere Links zu Punk-Bands
  • Zugriffe auf meine Seite

  • Hallo (Abonnentin/Abonnent),

    hier folgt der zweite Newsletter zu meiner Seite. Nun hat es doch etwas länger gedauert, bis ich mich wieder per Newsletter melde. Dies hat zwei Gründe: Zum einen beschert es mir doch eine Menge Arbeit, einen neuen Newsletter zu produzieren. Zum anderen will ich mich erst dann erneut melden, wenn sich genügend neue und berichtenswerte Informationen angesammelt haben. Demnach wird dieser Newsletter wohl eher vierteljährlich statt monatlich erscheinen.

    Schwule Punks im Interview  

    Pic: AZ Media Anders trendAm 5. Januar 2004 hat das schwule Fernsehmagazin "anders TREND" um 23.15 u.a. auch einen Beitrag über schwule Punks gesendet. Bei diesem Magazin handelt es sich um eine Produktion der Firma AZ Media, welche wiederum die überwiegend schwul besetzte Firma South & Brouth mit der Umsetzung des Beitrages beauftragt hat. Gesendet worden ist auf einem "Lizenzsendeplatz" von RTL. Der Sender soll - so hat man mir versichert - verpflichtet sein, einen Teil seines Sendesplatzes an unabhängige Fernsehmacher zu vergeben. Nach all diesen Klärungen habe ich dabei geholfen, Kontakte herzustellen und Ideen zu geben. Mein eigener Voyeurismus war dabei allerdings nicht so groß, um mich selber in meiner Freizeit filmen und interviewen zu lassen.

    Gesendet hat der Sender dann zwei Interviews: eines von Maik, 27 Jahre, in Hamburg in einem Bauwagen lebend und eines von Adi (alias Sonic), ebenfalls 27 Jahre, der in Berlin mit seinem Freund zusammen wohnt. Adi kenne ich bereits über diverse Kontakte per Mail und habe auch seine Seite verlinkt. Die Webseite der Produktionsfirma AZ Media schaltet zu dieser Sendung auch einen Link auf meine Seite. Jörg Hutter, heißt es da, sei "ein renomierter Soziologe - und selber schwuler Punk. Dr. Punk sozusagen." Nun ja, mit diesem Image muss ich dann wohl leben ...

    TV zu NS-Terror gegen Homos
    Pic: Arte TV Am 6. Februar 2004 strahlte ARTE TV eine Sendung zur Schwulenverfolgung im 3. Reich aus. Der Sender begann spät abends gegen 22.15 h mit einer Dokumentation über den Homosexuellen-Paragraphen 175. Danach folgte die Ausstrahlung des Spielfilmes Bent, eine Produktion aus England, die eindrucksvoll den Leidensweg des schwulen Paares Max und Rudy von ihrem Berliner Großstadtleben bis in das KZ Dachau schildert.

    Logo Museum Auschwitz

    Im Vorfeld dieser Sendung hat mich der mit der Sendegestaltung beauftragte Grafik-Designer gefragt, ob ich die auf meiner Webseite befindlingen Häftlingsfotos aus Auschwitz für eine animierte Collage zu Verfügung stellen könnte. Ich habe eingewilligt mit der Bitte, doch im Abspann zu der Sendung auch auf meine Seite und meine Unterstützung hinzuweisen. Wie einige Gästebucheintragungen auf meiner Seite belegen, hat diese Kooperation hervorragend funktioniert. An dieser Stelle meinen Dank an die Produzenten und an ARTE TV.

    Zur Seite der Häftlingsfotos »

    Neues zu G.'s NS-Verfolgung
    Bild Haftakte Zuchthaus Celle mit Deckelaufschrift "Homo" Die (nationalsozialistische) Verfolgung des homosexuellen Karl Gorath lässt sich mittlerweile lückenlos rekonstruieren. Die Strafverfolgung nach 1945 dokumentiert eine Akte des Stadtarchives Bremerhaven. Die erste Auswertung der Dokumente zeigt, dass neben Polizei und Justiz auch die Strafanstalten maßgeblich an den Verfolgungsmaßnahmen beteiligt waren. Das Gutachten des Zuchthauses Celle von 1942 hat wesentlich dazu beigetragen, dass Karl Gorath 1943 nach seiner Strafverbüssung in das Konzentrationslager Neuengamme doportiert worden ist.

    Des Weiteren wird die Bedeutung des kriminalpolizeilichen Handelns sichtbar. Nach dem Gutachten der Strafanstalt verfügt der zuständige Kriminalrat und SS Hauptsturmführer Hirschberg, Leiter der Kriminalpolizeileitstelle Wesermünde (Bremerhaven) am 30.11.1942 "Polizeiliche Vorbeugungshaft" gegen Karl Gorath. Diese Verfügung bedeutet die Deportation in ein Konzentrationslager. Ich vermute, dass die Mehrzahl der Homosxuellen nicht zu den Opfern der Geheimen Staatspolizei, sondern - da schwule Männer als 'gewöhnliche Kriminelle' galten - zu den Verfolgten der Kriminalpolizei zählte.

    Strafanstalt wie Bremer Polizeibehörde haben nach 1945 versucht, ihr Unrechtshandeln gegenüber Karl Gorath zu vertuschen. Die Strafanstalt Celle behauptet am 4. August 1950, eine Deportation von Karl Gorath in ein Konzentrationslager sei nach Aktenlage nicht nachweisbar. Sie verweigert schließlich am 12. Juni 1953 der Wiergutmachungsbehörde Akteneinsicht und teilt dieser anschließend wahrheitswirdig mit, dass die Mitteilung an die Kriminalpolizei über die anstehende Haftentlassung des Karl Gorath nur "formularmäßig" erfolgt sei. Das Stadt- und Polizeiamt gibt seinerseits am 20. November 1952 zu Protokoll, dass keine KZ-Deportation nachweisbar sei. Das Wirtschaftsverwaltungsamt des Konzentrationslagers Neuengamme weist jedoch Karl Gorath's Ankunft im Lager am 30.01.1943 nach. KZ-Deportationsverfügung der Bremer Kriminalpolizei

    Der Historiker Patrick Wagner hat in seinem Buch "Hitlers Kriminalisten" belegt, dass die vermeintlich 'saubere' Kriminalpolizei während der NS- Zeit über 100.000 Menschen in die Konzentrationslager deportierte. Den betreffenden Beamten war klar, dass eine Einweisung in Vorbeugungshaft einem Todesurteil sehr nahe kam, denn ihnen teilten die Lagerverwaltungen den häufigen Tod der Eingewiesenen mit. Die Beamten der obersten Kriminalpolizeibehörde, des Reichskriminalpolizeiamtes, folgerten aus den per Fernschreiben einlaufenden Todesmeldungen, dass die Betreffenden eines unnatürlichen Todes gestorben waren (Wagner, Patrick 2002, S. 130f.).

    Überarbeitete Seite von Karl Gorath mit Links zu relevanten Dokumenten »

    Hitlers Kriminalisten
    Patrick Wagner: Hitlers Kriminalisten Zu den Verfolgtengruppen der Kriminalpolizei zählten im Nationalsozialismus neben den Homosexuellen (schwule Männer) die als Berufs- und Gewohnheitsverbrecher stigmatisierten und die unter dem Etikett der Asozialität erfassten Menschen (sog. wohnungslose oder arbeitsunwillige Männer), die als asozial klassifizierten Frauen (aufgrund wechselnder oder lesbischer Sexualkontakte) und die aus rassischen Gründen als abweichend definierten Sinti und Roma. Während die rassisch definierten Feindgruppen meist in den Vernichtungslagern umkamen, deportierten die Nationalsozialisten die anderen in die sogenannten Konzentrationslager (vgl. hierzu die Überblickskarte der Lager, verlinkt auf der Hauiptseite von Karl Gorath). Da die Nachkriegsgesellschaft diese von den NS- Kriminalisten verfolgten Gruppen nach wie vor als soziale Randexistenzen angesehen hat, interessierten sich nach der These von Patrick Wagner weder die alliierten Verwaltungen noch die Entnazifizierungsbehörden für die Mordtaten der Kriminaloplizei (Wagner 2002, S. 155). Die ehemaligen Kriminalbeamten galten als unbelastet sowie nicht vorbestraft und konnten ihre Karriere nahezu unbeschadet in den Polizeibehörden der Bundesrepublik Deutschland fortsetzen. Einige der Polizeibeamten schaffften es bis zum Polizeipräsidenten und bis zu Führungskadern im neuen Bundeskriminalamt (Nachweis bei Wagner 2002, S. 168).

    Der Historiker Wagner resümiert seine Analyse mit der Schlussfolgerung, dass der Bundespepublik Deutschland eine 'Resozialisierung' der nationalsozialistischen Kriminalbeamten gelungen sei, da diese letztendlich die neuen rechtsstaatlichen Prinzipien bei der Strafverfolgung akzeptierten (Wagner 2002, S. 153). Man kann es aber auch anders formulieren: Die 'Resozialisierung' der Massenmörder bei der Polizei durch Strafverschonung, neue Karrieren und Wohlstand war nur zum Preis der weiteren Strafverfolgung, gesellschaftlichen Ausgrenzung und Armut der ehemaligen NS-Opfer zu haben.

    Für diese Annahme sprechen nicht nur die weitere Existenz von Berufsdelinquentendateien, Zigeunerdateien oder rosa Listen bei der Polizei der frühen Bundesrepublik. Hierfür spricht auch die weitere, sich 1946 fast lückenlos anschließende weitere Strafverfolgung von Karl Gorath, dessen Ablehnung von Entschädigungsgesuchen und dessen berufliche Ausgrenzung in den 1950er Jahren. Während dieser mit dem Makel seiner neuen Vorstrafe keine Arbeit gefunden hat und von Entschädigungsleistungen nach dem Bundesentschädigungsgesetz ausgeschlossen blieb, galten selbst die durch alliierte Strafgerichte verurteilen NS-Massenmörder nach ihrer Freilassung als unbescholtene Bürger. Deren Straftaten haben bundesdeutsche Behörden nicht einmal in die entsprechenden Strafregister eingetragen (Nachweis bei Klee, Ernst: Persilscheine und falsche Pässe - Wie die Kirchen den Nazis halfen, Frankfurt am Main 2002, S. 56 f. sowie S. 51.). Kleine Uebersichtskarte Konzentrationslager und Vernichtungslager

    Demnach stellen sich einige neue Forschungsfragen: Zu klären ware der Einfluss der Polizei auf die Gesetzgebung zum Bundesentschädigungsgesetz vom 16. August 1949, das die vormals kriminalpolizeilich verfolgten Gruppen systematisch von Entschädigungsleistungen ausgeschlossen hat. Zu fragen ist auch nach der Karriere der Bremer Polizeibeamten. Trotz ihrer Mordtaten konnten diese nämlich nach 1945 in den polizeilichen Behörden des Landes Bremen erneut eine Anstellung finden. Die entsprechenden Dateien sind wohl aufgrund dieser brisanten Tatsache nicht im Bremer Staatsarchiv gelagert. Sie befinden sich noch immer beim Bremer Senator des Innern - wohl in dessen Giftschrank. Demnach bleibt es spannend, ob der Bremer Innensenator meinem Antrag auf Akteneinsicht vom 26. März 2004 stattgeben wird.

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    Weitere Links zu Punk-Bands
    Logo jet black, Bremer Punk Band Die erst 2003 neu ins Web gestellte Seite zu den Punk- Bands listet mittlerweile 48 Gruppen und wird über Google sehr oft aufgerufen. Wenn bei Google unter der Option "Seiten auf Deutsch" oder "Seiten aus Deutschland" gesucht wird, listet die Suchmaschine die Seite an erster Stelle. Die hohen Zugriffsquoten auf diese Linkliste dürfte wohl zum einen Folge meiner zwar arbeitsintensiven, aber informativen Seitengestaltung sein. Ich liste eben nicht nur einen Link, sondern auch das Logo der Band und eine entsprechende Kurzbeschreibung. So erhält jede/r Bersucher/in vor Anklicken der Seite einen ersten Eindruck von der betreffenden Band.

    Die starke Orientierung an denjenigen Bands, welche die Friesencrew in Bremen engagierte, belegt zum anderen aber auch die Qualität dieses wohl derzeit besten Bremer Punk Labels. An dieser Stelle deshalb ein großes Dankeschön an die Friesencrew, die nach wie vor ein qualitativ hochwertiges Punk-Konzert-Programm in Bremen organisiert.

    Zur Link-Liste der Punk-Bands »

    Zugriffe auf meine Seite
    Statistischer Überblick: Anzahl der BesucherInnen bei www.joerg-hutter.de Abschließend soll ein kleiner Einblick in die Zugriffsstatistik meiner Seite gewährt werden. Generell haben sich die Seitenaufrufe innerhalb eines Jahres stark erhöht. Während ich in der ersten Hälfte des Jahres 2003 etwa 200 tägliche Besucher zählen konnte, sind es derzeit annähernd 400 pro Tag. Die nebenstehende Grafik illustriert den Monatstrend ab Beginn des Jahres 2003: Die Zahl der Bersucher/innen steigt von monatlich 5000 Besuchern auf über 10.000 Besucher sowie von etwa 14.000 Seitenansichten auf über 25.000 Seitenansichten im Monat März 2004.

    Diese Entwicklung freut mich natürlich, zumal sie von äußerst guten Listings bei Google begleitet wird. Google registriert bekanntlich die Zugriffe und Verweildauer pro Seite und leitet hieraus das Page-Ranking ab. Wenn die Suchmaschine meine Seite demnach beim Thema "schwul" derzeit an erster und unter dem Stichwort "Punk" (Seiten auf Deutsch bzw. aus Deutschland) an zehnter Stelle listet, dann heißt das auch, dass viele Besucher/innen den Informationsgehalt meines Internetauftrittes schätzen. Schließlich bleibt noch zu erwähnen, dass meine Seite auch beim Thema Nationalsozialismus, Konzentrationslager, Homosexuellenverfolgung etc. häufig aufgerufen wird. Bei der im Suchfeld eingegeben Wortphrase "rosa Winkel" listet Google eine meiner Unterseiten an erster Stelle, bei den Suchbegriffen "Konzentrationslager Auschwitz" erscheint eine andere Unterseite derzeit auf dem dritten Rang. Entsprechend hoch sind die Zugriffe auf die betreffenden Seiten.

    Für die guten Listings lassen sich natürlich mehrere Gründe anführen. Einer der Erfolgsfaktoren lautet: Die Suchmaschinen honorieren Links auf andere themenverwandte Seiten, strafen jedoch länger geschaltete Broken-Links gnadenlos ab. Die wöchentlichen Link-Checks sind daher Pflicht, egal, ob sie nun persönlich und manuell oder mit Hilfe von Service-Diensten durchgeführt werden.

    Weitere relevante Links im Überblick...

     
    bulletPunk in Bremen / Veranstaltungstermine
    bullet Karte der Konzentrationslager
    bullet Deportationsverfügung der Bremer Kriminalpolizei
    bullet Zur Verfolgung von Karl Gorath
    bullet Gutachten des Zuchthauses Celle
    bullet Gutachten des Zuchthauses Bremen-Oslebshausen von 1950

     

         email: mail@joerg-hutter.de
             web: http://www.joerg-hutter.de

     


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